Abschiede

Kaum hat Sirona die Angst um Darken überstanden, fordert die Unsterblichkeit neuen Tribut. Der Tod tritt in ihr Leben, nicht nur einmal – aber Sirona ist nicht allein im Kampf um das Leben und die Seelen derer, die ihr nahestehen.

 

 

Sirona stand vor Darken, während ihr der Schweiß übers Gesicht lief. Sie schlug immer wieder zu, versuchte verbissen, seine Deckung zu durchbrechen, Ychan in ihrer Hand wurde stärker. Sie drehte sich um die eigene Achse, wollte Darken von der Seite treffen, aber er wehrte ohne Schwierigkeiten ihren Schlag ab. Jetzt setzte sie Magie ein, die Wucht, mit der Ychan nun auf ihn niedersauste, wurde härter.

Endlich begann auch er zu schwitzen. Sie drängte ihn zurück und er wich ihr unter der schnellen Folge ihrer Hiebe aus. Ihre Klingen verkeilten sich, dann bekam er sie an der Schulter zu packen. Unerbittlich zwang er sie in die Knie, sie verlor das Gleichgewicht und schwankte. Lachend riss er sie herum, warf sein Schwert weg und entwand ihr mühelos mit einer Hand Ychan, welches sie immer noch in ihrer Faust hielt. Erst, als ihr Schwert neben seinem auf dem Boden aufschlug, packte er sie mit der anderen Hand und zog sie an sich.

Sirona keuchte, war mit ihrer Kraft am Ende und rang nach Luft.

»Lass mich los, du Schuft!«

Darken schien das nicht zu scheren, er presste seine Lippen auf ihren Mund und holte sich seinen Siegeslohn. Sie ergab sich und bemerkte, wie sich sein Körper langsam zu entspannen begann.

Sie fühlte sich sämtlicher Energien beraubt, liebte diesen Zustand der Erschöpfung. Seine Gier nach ihr war das reinste Glückselixier, der Triumph in seinem Kuss schmeckte so gut und sie musste unter seiner Liebkosung grinsen.

»Du kämpfst unfair, na warte!«, knurrte er.

Blitzschnell hob er sie hoch, warf sie über seine Schulter und trug sie nach oben ins Bad. Die Dusche war noch nicht ganz warm, als er ihren völlig überhitzten Körper darunter stellte.

»Bist du wahnsinnig?!«, schrie sie, aber es gab kein Entkommen.

Sie ballte die Fäuste und biss die Zähne zusammen, das würde er ihr büßen. Was war er doch für ein schlechter Verlierer.

Darken blieb vor ihr stehen. Langsam begann er sich zu entkleiden und wartete seelenruhig, bis das Wasser warm wurde. Erst jetzt stieg er zu ihr unter den Wasserstrahl und zog sie aus. Sie schmiegte ihre Arme um seinen Hals und sah ihm in die Augen.

Na warte, ich komme noch zu meiner Rache!

Er küsste sie lange und intensiv, sodass sie bereits nach wenigen Augenblicken ihre Rachegedanken vergessen hatte. Als er sie wenig später in ein Handtuch wickelte und sich mit ihr auf das Bett warf, wurden ihre Körper nur von dem Stoff des Tuches getrennt, das er ihr umgelegt hatte.

Sie lachte auf. »Ich habe dich fast geschlagen.«

Er vergrub sein Gesicht an ihrem Hals und knurrte. »Nur fast. Bis zu dem Zeitpunkt, als du deine Magie eingesetzt hast, war ich klar in Führung. Du sahst zum Schluss ganz schön fertig aus.«

Sirona biss ihm in die Schulter. »Gib zu, du suchst doch nur einen Grund, dass ich meine Kräfte an dir auffülle. Glaubst du, ich habe deine verruchten Hintergedanken nicht durchschaut, warum du regelmäßig mit mir den Schwertkampf trainieren willst?«

Darken hob den Kopf und tat entrüstet. »Ich mache das nur, damit du in Übung bleibst, falls es notwendig wird, dass du dich verteidigen musst!«

Sirona sah ihm stumm und tief in die Augen, bis er sein Grinsen nicht mehr zurückhalten konnte und sie abermals küsste. Nebenbei zog er das Handtuch zwischen ihnen weg und liebte sie, schien es zu genießen, ihr seine Energien schenken zu können, und füllte auch seine eigenen damit wieder auf. Er leugnete nicht, dass dies für ihn der schönste Teil des Trainings war.

Sie blieben noch eine ganze Weile schweigend nebeneinander liegen und genossen die Wärme und die Zärtlichkeiten, die sie sich gegenseitig mit ihren Streicheleinheiten schenkten.

»Morgen kommen Stella und Namel aus München zurück, sobald sie sich von Leo und seinem Vater verabschiedet haben. Kommende Woche will der Käufer das Haus übernehmen. Sie sagt, dass Leo und Vic die Neuigkeit, dass sie in Afrika bleibt, gut aufgenommen haben. Vic ist schon so groß und reif und sie ist sehr hübsch geworden. Leo kommt super in der Ausbildung klar und hat nur noch seine Kumpels und seinen Fußball im Kopf. Ich glaube, Stella war am Anfang etwas traurig, dass ihre Kinder so leicht ohne sie zurechtkamen, aber jetzt scheint sie erleichtert zu sein. Der Abschied wird allen nicht sehr schwer fallen.«

Darken rührte sich nicht, er hörte nur zu.

»Wir sollen sie in Winterberg treffen. Dort laden sie alles ein, was wir hier für sie zwischenlagern werden. Ich denke, es ist sinnvoll, den Mercedes zu nehmen. Sie werden dann den Transit hier in Dresden wieder abgeben.«

Er begann, an ihrem Ohr zu knabbern. Sirona kicherte und drehte sich zu ihm um. Ganz dicht lagen sie voreinander und versanken in den Blicken des Anderen.

»Ich liebe dich!«, flüsterte sie und er küsste sie zur Antwort sanft. Bevor sie sich erhob, zwickte sie ihn kurz in die Lippe und lief ins Bad. Darken folgte ihr schmunzelnd.

 

Der Winter war hart, aber der Herbst hatte ahnen lassen, was sie erwartete. Obwohl nun bereits an manchen Tagen in diesem kalten Februar ein wenig mehr Sonne schien und allgemein die Hoffnung auf das Frühjahr weckte, war es immer noch lausig kalt und im Haus brannten die Kamine Tag und Nacht. Sie liebte diese heimelige Atmosphäre der offenen Feuerstellen.

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