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Lee Bauers, oder wie sie es nach langem Mentaltraining schaffte, unkontrolliert die Frau rauszulassen.

Montagmorgen: Heute durfte ich endlich wieder nach fünf langen Wochen Enthaltsamkeit mein Büro in Norderstedt besuchen. Ich freute mich auf meine Kollegen, meinen Chef, der anscheinend einen riesigen Spaß daran hat, mich ständig zu verschaukeln. Zu dumm, dass es seit Tagen wie verrückt schneit und ich mir ausmalen konnte, dass ein Schneechaos auf der Autobahn herrscht. Aber egal, ich ließ meine Vorfreude nicht trüben, stand doch unter anderem eine Verabredung mit Darken und Sirona auf dem Plan, eine überaus wohlschmeckende Essenseinladung und eine Shiatsumassage. Ich mag solche Arbeitswochen.

Nachdem ich den iPod auf genügend Hörbücher gecheckt hatte, fuhr ich um 07:30 Uhr in der Früh los. Meine Ahnungen wurden bestätigt, statt 45 Minuten brauchte ich gut drei Stunden bis Hannover, ich konnte mich also ganz entspannt, in einem fast schon hypnotischen Zustand, auf mein sehr erotisches Hörbuch konzentrieren und mich der Phantasiewelt hingeben. Ich liebe endlose Autofahrten, sie verschaffen meinem Gehirn so einen enormen Freiraum.

Dann war ich da und stürmte fröhlich-laut, wie man es von mir gewohnt ist, mein Büro und wurde jäh ausgebremst. MEIN Schreibetisch war belegt. „Was ist das? Wer sitzt an meinem Schreibtisch!“, schnaubte ich den armen Simon an, der ja nun wirklich gar nichts dazu kann. Der Täter war schnell enttarnt, es war ein neuer Arbeitskollege, der jetzt genau in diesem Moment ahnungslos in der Küche saß und seine Suppe löffelte.

… und da geschah es, am helllichten Tage, genau das, was meine liebe Andrea immer herausgefordert und nie von mir bekommen hat. Wie oft hat sie zu mir gesagt: „Ach, Schatzi, lass doch mal die Frau raus!“

Ich spürte und wunderte mich zugleich, wie meine Hormone die Kontrolle übernahmen und meinen sachlichen Berufs-Verstand ausschalteten. Das war MEIN Schreibtisch, MEIN Headset und überhaupt, wie sollte man sich mit einem Unternehmen verbunden fühlen, Loyalität zeigen, wenn man sich noch nicht einmal darauf verlassen konnte, dass einem nicht der Schreibtisch weggenommen wurde. Wenn man mich hier nicht wollte, konnte ich auch wieder gehen! Die völlig logischen Erklärungen von Simon, dass der mir jetzt zugewiesene Schreibtisch im gleichen Raum ebenso gut und bereits geputzt sei, sowie die Tatsache, dass der neue Kollege im Gegensatz zu meinen max. 5 Tagen im Monat täglich hier arbeite, erreichten zwar über das Gehör mein Gehirn, aber das lief gerade Amok im Kampf mit meinen Hormonen. Ich wetterte und entschuldigte mich beinahe im gleichen Atemzug, etwas in mir wollte mich bremsen, etwas anderes wollte sich nicht bremsen lassen und die ganze Zeit über WUSSTE ich, dass ich absolut hysterisch, unausstehlich und peinlich war. Aber – mein Gott, tat DAS gut!

Ich rannte in die Küche, da saß ein fremder Mann. „Hey, ich bin Lee und du bist der Neue? Du hast mir meinen Schreibtisch geklaut, finde ich echt doof!“ Der arme Kerl konnte gerade mal von seinem Suppenteller hochgucken, da war ich auch schon abgerauscht.

Als ich wieder in mein Büro kam, lehnte mein mental ausgeglichenes ICH bereits entspannt an der Wand und erwartete mich kopfschüttelnd. „Meine Güte, Lee, du führst dich genauso auf wie die Frauen, mit denen du sonst so auf Kriegsfuß stehst.“ Ich schaute mich schuldbewusst im Raum um. „Tut mir leid, wisst ihr wie furchtbar es ist, wenn Bauch und Kopf nicht in dieselbe Richtung wollen? Du spürst, dass du dich unmöglich benimmst, und kannst es nicht abstellen, grauenhaft.“

Mein Simon, der immer so verschmitzt über seinen Rechner schaut und stets die Ausgeglichenheit in Persona ist, grinste mich an. „Ach, Lee, wenn du da bist kommt gleich Stimmung in die Bude, finde ich gut.“ So weit war ich also inzwischen. Da musste ich mich von einem jungen Mann, der rein rechnerisch mein eigener Sohn sein konnte, wieder auf den Teppich bringen lassen.

Nach zwei Stunden wusste auch der „Neue“ mit mir umzugehen und ein Wortspiel jagte das andere. Ach, ich komme ja so gerne in mein Büro, und ich vermute fast, es wäre längst nicht so aufregend und schön, wenn ich jeden Tag hier sitzen müsste.

Abends fuhr ich dann in meine Stammkneipe, Markus empfing mich freundlich und es begann eine sehr nette und unterhaltsame Tresenplauderei, die ich mir so zu Hause in Lippstadt nie gönnen würde. Es wurde spät und letztendlich fand ich den Weg zu meinem Hotel erst kurz vor Mitternacht. Ich packte meinen Wagen aus, schleppte den Koffer bis zum Eingang und ging dann auf die Suche nach dem heimlichen Schlüsselversteck, welches ich mit der Dame des Hauses ausgemacht hatte. Schließlich ist es nicht zumutbar, dass jemand nur für mich immer bis in die Puppen aufbleiben muss. Das Versteck war leer!!! Nein!!! Nein!!! Wut, Verzweiflung, das Gefühl, dass etwas aus meinem Ruder läuft, wallten sofort wieder auf und rissen mich mit! Außerdem musste ich auf die Toilette, es war dunkel und wir hatten -6 Grad!!!

Keine Chance. Das Haus war dunkel, mein Klingeln wurde nicht erhört. Aber ich hatte ja Kolleginnen, denen ich zum Teil unterstellte, mit dem iPhone das Bett zu teilen. Ich rief sie alle an und niemand ging ran. Jetzt alle WhatsApp Gruppen durchgeschrieben „Hilfe, Lee in Not!“ Keine Reaktion, vielleicht lag es ja doch an der Uhrzeit. Man muss dazu sagen, auch wenn Norderstedt Hamburg zum Vorort hat, so kenne ich hier kein Hotel, welches um diese Zeit noch offen hat. Mist, meine Blase drückte entsetzlich!!!

Blieb nur noch meine Kneipe, und ich hatte ein volles Akku im Handy und Glück. Mein derzeitiger Lieblings-Barmann war noch im Dienst und schloss gerade die Türen ab. Selbstverständlich konnte er mir nicht widerstehen, und versprach auf mich zu warten. Also fuhr ich zurück und während ich in die Restrooms hetzte, stellte er mir eine kleine Auswahl an Hotels zusammen, die mich noch einlassen würden. Ich war gerettet. Das Hotel, bei dem ich dann landete, war zwar auch dunkel und der Nachtwächter etwas furchteinflößend, doch solange mein Auto auf einem sicheren abgeschlossen Parkplatz stand, damit man ihm nicht wieder die Reifen stehlen konnte, und ich meine Zimmertür abschließen konnte, war mir alles egal.

Am nächsten Morgen wurde ich dann von meinen Kollegen grinsend erwartet, hatten sie doch alle inzwischen meine nächtlichen Hilferufe auf ihren Handys entdeckt. Sie freuten sich schon auf die Berichte über die neuen Eskapaden ihrer Kollegin, von der sie eigentlich schon nichts anderes mehr erwarteten (Siehe Blogeinträge). Neu gewappnet für den Tag und gut ausgeschlafen ignorierte ich sie und setzte mich an den Schreibtisch. Simon, mein Retter in allen systemtechnischen Angelegenheiten, war heute nicht da, ach, wenn er nicht an seinem Schreibtisch sitzt, fehlt mir irgendwie etwas …

Ich fuhr meinen Laptop hoch und wurde vom Vertrauenscenter meiner Domäne abgelehnt. Der neue Kollege gab sein Bestes, aber ich kam nicht auf meinen Rechner. Wie gut, dass uns auch noch Terminalserver zu Verfügung stehen. Ganz still setzte ich mich zurück und ließ alles an mir Revue passieren.

Verschneite Straßen, entwendeter Schreibtisch, kein Bett und nun kein Rechner, sollte mir das irgendetwas sagen? War ich nicht brav gewesen? Wurde so mein hormonell bedingter Ausbruch vom Tag zuvor bestraft? Hatte ich vielleicht gestern zu viel negative Energie ins Universum geschossen und bekam nun die Quittung? Oder noch schlimmer: Hatte ich meine Fähigkeit, in allen Missgeschicken nur das Gute zu sehen, verloren? Als mir bewusst wurde, dass ich wie ein Honigkuchenpferd grinsend an meinem Schreibtisch saß, wusste ich, dass dies Blödsinn war. Das alles war nur wieder ein kleiner Ausschnitt aus dem niemals langweilig werdenden Leben der Lee Bauers!

… und mal ganz nebenbei, in dieser Woche war noch ein Treffen mit Sirona und Darken geplant, wie sollte es mir da schlecht gehen. Wusste ich doch bereits jetzt, dass dies ein großartiger Abend werden würde, mit vielen Inspirationen, neuen Herausforderungen und dem Gefühl, dass sich hier vier Menschen treffen würden, bei denen die Chemie stimmt. Ein Abend mit einer charismatischen Sirona und einem Darken, bei dem Frau das Herz verrutscht, wenn sie ihm in die Augen sieht – mmmh – ganz ehrlich, die Welt hätte untergehen können, aber auf diesen Abend im Anno 1881 hätte ich nicht verzichten wollen.

Liebe Leser freut euch, da kommt was auf uns zu….

Eure Lee

 

 

 

Schon wieder: Lee Bauers diesmal in Dortmund gerettet.

Aller guten Dinge sind drei, sagt der Volksmund. Ich hoffe er hat Recht.

Schon wieder: Lee Bauers diesmal in Dortmund gerettet.

Böse Zungen behaupten, es wäre eine Verkaufsstrategie, aber ich sage Euch, es ist mein persönliches Glück, welches mich immer wieder mit netten Menschen zusammenführt, denn die bösen waren schon weg, als ich kam.

Es war wieder so ein typischer Montag, ich hatte bis zum Anschluss Kunden am Telefon, die es fast geschafft hätten, dass ich meinen Flieger nach München verpasse. In meinem Koffer befanden sich diesmal nicht Laptop und Prozessanalysen sondern ein nagelneues Dirndl. Ein Dirndl, das ich mir in irgendeiner Nacht zuvor via Skype-Sitzung zusammen mit meiner Bekannten Petra im Internet bestellt hatte. Einkaufen und ich, während ich nicht Urlaub habe, ist so gut wie unmöglich, da muss in dringenden Fällen schon mal das Internet herhalten.

Lee Bauers geht das erste Mal in ihrem Leben auf das Münchner Oktoberfest! Wie schön, dass ich wenigsten davon überzeugt bin, dass ich genügend „Holz vor der Hütten“ habe. Spät abends dann ins Bett und am nächsten Morgen zur Modenschau vor Petras Bad und dann auf in die neuen Sphären, die man einmal erlebt haben muss, um mitreden zu können.

Die ersten bösen Blicke bekam ich dann bereits am Mittag, als ich völlig ohne schlechten Vorsatz erzählte, das Lippstadt und Soest auch eine schöne Kirmes hätten. Hiermit entschuldige ich mich in aller Form, vergaß ich doch, dass das Oktoberfest etwas „Heiliges“ für den Münchner ist.

Also übersah ich das Stirnrunzeln und feierte mit meinen Mitstreiterinnen, behängt mit einem rosa W.I.N Women in Network-Herz über die Kirmes, sorry über das Oktoberfest. Erfreute mich an den bunten Kreationen der Trachten und beobachtete später im Käfer’s, wie Sternchen versuchten sich zum Star zu machen, wie junge Männer es nicht früh genug zur Toilette schafften und Frauen einfach zusammenbrachen. Nach dem einen oder anderen Gespräch erkannte ich, dass es tief im Getümmel keine Unterschiede mehr gab, da saßen Frauen, die nicht viel mehr als „Super“ und „wie lieb von Dir“ zum Gespräch beitragen konnten, neben Professoren der NASA.

Lachende und Tränen überströmte Gesichter waren in ihrer Vielschichtigkeit ebenso dabei, wie der einsame Eremit oder dieser Francesco, der hinter mir saß, eine Frau anbaggerte, weil ihm das Geld ausgegangen war, und sich zur anderen Seite über ihre angebliche Hässlichkeit ausließ.

An diesem Tag wurden meine Sinne überflutet von Beobachtungen und Gerüchen, all inclusive bis hin zu den gebrannten Mandeln, die es jetzt auch noch mit Eierlikör- und Cappuccino-Geschmack gab.

Am Abend überwog aber die Erkenntnis, dass es ein schöner Tag war, denn jeder hat die Wahl mit wem er sich umgibt und meine W.I.N Damen, mit denen ich ja schließlich hier verabredet gewesen war, haben mir den Tag kurzweilig und schön erscheinen lassen. Sie waren es wert, dass ich – eingezwängt in meinem Dirndl – brav an meinem Radler festhaltend diesen Tag genießen konnte.

Das böse Erwachen kam am nächsten Tag, als ich mich aus dem Gästebett rollte und auf die Füße stellen wollte. Es ist schon blöd, dass zu so einem edlen Dirndl keine Turnschuhe passen. Ein Stöhnen entglitt mir und irgendwie wäre ich in diesem Moment gern auf Watte oder Eisschollen gewandert.

Aber ich will nicht jaulen, bin es gewohnt die Zähne zusammenzubeißen und immerhin hatte ich aufgrund Petras großzügiger Gastfreundschaft noch einige Stunden, um mich beim Korrigieren meines Manuskripts DARKEN II, das in den nächsten Tagen Abgabetermin hatte, zu entspannen. Nur zu dumm, dass ich irgendwann allein gelassen in einer mir fremden Wohnung Hunger bekam. Das Brot fand ich, die Butter auch, aber den ON-Knopf der Brotmaschine nicht! Ich drehte und wendete dieses Ding hin und her und musste mich dann hungernd am Wasserhahn bereichern. Naja, das Radler hat ja eine Menge Kalorien, da war auch so einem erzwungenen Diättag etwas Gutes abzugewinnen.

Als ich dann irgendwann am frühen Abend auf schleichenden Sohlen den Airport erreichte, überkam es mich. Ich stürzte mich auf die erste gastronomische Einrichtung und verschlang einen halben Tintenfisch und schlenderte dann mit Hilfe der Gehbänder durch die unendlichen Weiten des Flughafens München.

Dass die Maschine nun auch noch Verspätung hatte, kümmerte mich nicht, denn mein Po tat nicht weh, es waren ja die Füße, und Sitzplätze gab es hier genug. Also verharrte ich geduldig mit DARKEN vor der Nase und wartete. Trotz Nachtflugverbot schafften wir es endlich viel zu spät wieder in Dortmund zu landen und ich trieb mich mit der letzten Kraftreserve -die sich immer noch nur auf die Füße bezog- mit meinem Koffer zum Auto.

Es war schon spät, so gegen 22:45 Uhr und natürlich stockdunkel, als ich endlich auf dem öffentlichen Parkplatz ankam. Schon von weitem dachte ich, dass mir mein Auto noch nie so hoch vorgekommen war. Als ich dann letztendlich vor ihm stand, war das Rätsel gelöst. Sauber aufgebockt stand mein schönes schwarzes Cabrio auf vier Säulen aus je acht Bausteinen vor mir – ohne Räder. Ich sah hin, runzelte die Stirn, war einen Augenblick nicht sicher, ob es nicht vielleicht doch in der Luft schwebte, dann musste ich erst einmal lachen.

Tatsächlich, für einige Sekunden waren meine Füße vergessen! Was für eine Wohltat. Dann lief das antrainierte Krisenmanagement ab. Die vier „W“, also Handy aus der Tasche und Polizei angerufen, danach den ADAC und dann den Martin. Der Spaß begann und die Sprüche häuften sich. Die Polizei, die wieder mit adretten Herren im Einsatz war – schade, dass es so dunkel war und sie den Lichtkegel ihrer Stableuchte nur auf das Auto hielten – wollten mir doch tatsächlich erklären, dass man hier nicht parken darf und ich Glück gehabt hätte, nicht abgeschleppt worden zu sein. Natürlich verteidigte ich mich, unter Einbezug meiner Haarfarbe und meiner angeborenen Risikobereitschaft. Glück hätte ich wirklich gehabt, ließ ich sie wissen, denn sonst hätte ich mich ja jetzt nicht so angenehm mit ihnen unterhalten dürfen!

Dann kam der große Mann vom ADAC, löste die Polizei ab und sah sich erst einmal ganz lässig bei einer neuen Zigarette den Sachverhalt an, um festzustellen, dass er meinen Wagen nicht abschleppen konnte- Er hätte ja keine Reifen mehr! Gut, dass mich die Polizei auf diesen Sachverhalt auch schon hingewiesen hatte, wäre mir sonst sicher entgangen. Aber er war ein Gentleman und verstaute meinen Koffer auf seinem Bock, so nennt man doch solch große Autos, oder?

Ich versuchte, von der anderen Beifahrerseite aus in meiner neuen, viel zu engen Jeans das Bein so hoch zu schwingen, dass ich meinem Koffer folgen konnte. Ich war froh, dass Andrea nicht bei mir war, die hätte sich wieder über mich totgelacht. Dann fing der nette Herr vom ADAC an zu plaudern. Er sah schon ganz schön Taff aus, so in seiner Montur und erinnerte mich ein wenig an Karlsruhe. Als er an die Stelle kam, in der er von seiner Frau erzählte, die schon lange auf ihm im Bett wartete und jetzt noch länger warten müsse, weil ich dazwischen gekommen sei, sah ich meine Chance gekommen. Ich tröstete ihn damit, dass ich ja Autorin wäre und immer für solche Fälle ein Buch in der Tasche hätte, das ich ihm gern signieren würde. Er solle dies seiner Frau in die Hand drücken.

Er lachte und tatsächlich er blieb bis zum Schluss an meiner Seite und wartete, bis ich brav nach unzähligen Unterschriften und Fragen einen Leihwagen bekam. Endlich konnte ich ihm dann DARKEN I signieren. Ich hoffe, seine Frau ist mir jetzt nicht mehr böse … und dass er es nicht noch wird, schmunzel.

Endlich, mitten in der Nacht, öffnete ich dann zu Hause meinen iPad doch noch mal und fand gleich Martins Reaktion und den ironischen Vorwurf, warum ich die Reifen nicht mitgenommen hätte, als ich für so lange Zeit den Wagen abgestellt hätte? Als ob er nicht wüsste, dass ich immer nur versuchte, seine „Teuerste“ zu bleiben. Wie sollte ich näher an diesen äußerst attraktiven Mann herankommen, wenn nicht durch meine kleinen Katastrophen?

Ach, es war eine lange Nacht, aber eine mit vielen interessanten Begegnungen, selbst mein lieber Jörg simste, er wäre in Krefeld und könne mich sofort retten kommen. Als ich ihn fragte, ob er denn vier Räder im Kofferraum hätte, kam ein trauriges „NEIN“ und ich lehnte dankend ab, denn es reichte mir, dass ich der ADAC Frau schon ihren Mann vorenthalten hatte, da wollte ich nicht auch noch Dany warten lassen.

Gibt es ein Fazit, Frau Bauers, könnte man mich jetzt fragen. Ja, das gibt es. Ich merke immer wieder, dass die Männerwelt nicht so schlecht ist, wie ich es jahrzehntelang glaubte. Dass keine Situation so schlimm sein kann, dass man fluchen muss und dass jede schmutzige Pfütze ein lustiges Spiegelbild widerspiegeln kann, es kommt nur darauf an, wie man hineinschaut.

Wäre an diesem Abend nichts passiert, wäre es nur ein anstrengender langer Abend mit wehen Füßen gewesen. So wurde es ein Abend mit spannenden Begegnungen, mit Witz und Charme und dem Beweis ich mag die Männer doch und finde es wunderbar, von ihnen gerettet zu werden. Einen Schaden gab es nicht wirklich, Winterräder hätte ich sowieso kaufen müssen, jetzt spar ich mir die Fahrt in die Werkstatt. Dank meiner ADAC Plus Mitgliedschaft durfte ich kostenfrei Opel Zafira fahren, nur um festzustellen, ich mag das Auto nicht. Darken liest man jetzt auch in Dortmund und woher sollte ich sonst den Stoff für diese Kolumne nehmen? Dies soll keine Fürsprache für die Diebe sein, Reifen zu stehlen, das tut man wirklich nicht, aber es soll ein Appell an diejenigen sein, die aus einer Fliege gern eine Elefanten machen anstatt einen Schmetterling, der doch viel hübscher ist.

Eure Lee Bauers